Flavonoide

Flavonoide – Allgemeine Informationen

In den 30er Jahren wurden die Flavonoide vom Nobelpreisträger Albert von Szent-Györgyi Nagyrapolt entdeckt. Die Substanz erhöhte die Durchlässigkeit (Permeabilität) von Blutgefäßen und die Widerstandsfähigkeit von Kapillaren. Sie wurde vorerst als Vitamin P (P=Permeabilität) benannt.

Entdeckt hatte er diese in Zitronen. Weiterführende Forschungen ergaben, daß es sich um eine eigene Substanzgruppe handelt, mit heute über 6500 bekannten Wirkstoffen – den Flavonoiden. Übergeordnet gehören diese zu den Polyphenolen und werden weiterhin in Flavonole, Flavone oder Anthozyanen unterteilt.

  • Neben den Phenolsäuren (z.B. die Kaffeesäure) gehören sie zu den Polyphenolen.
  • Flavonoide werden weiterhin in Flavonole, Flavone oder Anthozyanen unterteilt.
  • Die Flavonole und Flavone geben Pflanzen eine gelbe Farbe, die Anthozyenen eine rote, blaue und violette Färbung.

In der Pflanzenwelt haben sie eine Vielzahl an Funktionen, welche vor allem zur Farbgebung und zum Schutz der Pflanzen dienen. Diese Wirkungen können zum Teil auch im menschlichen Körper auftreten, vor allem der antioxidative Effekt und die krebshemmenden Eigenschaften werden intensiv erforscht.

So wirken Flavonoide

  • Hemmung und Stimulierung von Enzymen

Im Zellstoffwechseln sind 2 Arten von Enzymen tätig, auf welche die Flavonoide Einfluß nehmen. Zum einen hemmen Sie das Phase I-Enzym, welches Stoffe in eine zellschädigende Form umwandeln können. Zum anderen fördern Sie jedoch die Bildung von Phase II-Enzymen, welche wiederum als „Entgiftungsenzyme“ den Abtransport von Schadstoffen initiieren.

  • Wirkung auf die DNA

Die Substanzen können sich am DNA-Strang anreichern ohne Schaden an selbigem zu verursachen. So besetzen Sie Bindungsstellen, an welche sich möglicherweise krebserregende Stoffe anlagern könnten. Dies wurde jedoch nur im Labor unter bestimmten Bedingungen ermittelt, in der praktischen Umsetzung ist dieser Effekt jedoch noch nicht beobachtet worden.

  • Hemmung der Zellteilung und programmierter Zelltod

Ein Mechanismus von Krebszellen ist die hemmungslose Zellteilung und damit schnelle und unkontrollierte Vermehrung. Flavonoide können diese Zellteilung verlangsamen.

Auch fördern sie den programmierten Untergang von beschädigten Zellen (Apoptose). Jede Zelle kann bei Beeinträchtigung den „Selbstmord“ einleiten und so den Körper vor funktionslosen Zellen schützen.

  • Wirkung auf das Immunsystem

Natürliche Flavonoide wirken hemmend auf das Immunsystem und müssten daher theoretisch die Bildung von Tumoren fördern. Dies wurde jedoch nicht nachgewiesen.

Synthetisch hergestellte Arten können jedoch die Bildung von Interferonen anregen, welche wiederum die Zerstörung von Tumorzellen fördern. Hier wirken aber nicht Flavonoide selbst sondern deren Zellprodukte, welche das Immunsystem zur Bildung von Killerzellen anregen.

  • Antioxidative Wirkung

In Pflanzen schützen die Flavonoide Zellen vor Oxidation und freien Radikalen. Die gleiche Wirkung besitzen sie auch in Bezug auf menschliche Zellen.

Hier wird vermutet, daß sie vor allem wichtige krebshemmende Vitamine schützen, damit diese ihre Funktion ausüben können.

Insgesamt soll die körperliche Abwehr durch Flavonoide deutlich gestärkt werden. Auch eine antibakterielle wie antivirale Wirkung wird dem Pflanzenstoff nachgesagt. Studien deuteten beispielsweise darauf hin, dass Flavonoide in Cranberries einer Harnwegsinfektion vorbeugen können.

Krebsprotektive und antioxidative Wirkung

In Bezug auf die Entstehung und Behandlung von Krebs können die Flavonoide den Enzymhaushalt von Zellen beeinflussen. Einerseits hemmen sie das Phase I-Enzym, welches Zellstoffe in eine schädigende Form umwandeln können. Andererseits fördern Sie gleichzeitig die Bildung des Phase II-Enzyms, welches wiederum entgiftend wirkt und die Eliminierung von Schadstoffen initiiert.

Oft erwähnt werden auch die antioxidativen Effekte der Flavonoide, sowohl in der Prävention als auch bei der Behandlung von Krebs. Hier gelten die Stoffe als „Radikalenfänger“ mit schützender Wirkung vor vorzeitiger Oxidation der Zellen. Die Vermutung reicht dahingehend, dass die Flavonoide vor allem andere krebshemmende Vitamine schützen. Diese sind dann in der Lage, ihre Funktion „ungestört“ auszuüben.

Zudem können die Stoffe protektiv auf die DNA einwirken, indem sie Bindungsstellen für krebserregende Substanzen besetzen. Auch das Immunsystem kann durch Flavonoide angeregt werden.

Diese Erkenntnisse sind jedoch bis dato noch nicht völlig bestätigt, die Forschungen zu Flavonoiden und ihrer Wirkung sind noch nicht abgeschlossen.

Negative Wirkungen möglich

Ausreichend erforscht ist dies noch nicht! Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass der Stoff bei Kleinkindern ein erhöhtes Risiko, an Leukämie zu erkranken, erzeugt. Daher sollten werdende Mütter während der Schwangerschaft auf einen hohen Konsum des Stoffes verzichten.

Diese Lebensmittel sind gute Quellen

Grundsätzlich gilt bei der Verarbeitung von Salaten sowie Obst oder Gemüse, wenn es um Flavonoide geht, die Regel, dass frisch zubereitet immer besser ist. Denn frische Lebensmittel beinhalten etwa 50 % mehr Flavonoide als verarbeitete Lebensmittel.

Auch sollten die Lebensmittel aus Rücksicht auf die Frische nicht zu lange gelagert werden. Der Gehalt an Flavonoiden nimmt mit der Lagerzeit auch bei unverarbeiteten Lebensmitteln erheblich ab, da das Eindringen von Licht und Sauerstoff diesen Inhaltsstoff schnell zerstören. Hieraus kann auch der Grundsatz gefolgert werden, dass eine Lagerhaltung am besten in möglichst dunkler Umgebung stattfinden sollte, wenn sie sich nicht vermeiden lässt.

Darüber hinaus kann die Jahreszeit ebenso einen Einfluss haben. So ist der Gehalt der Substanz in Salaten im Herbst bis zu fünfmal höher als im Frühling.

Um möglichst viel des Pflanzenstoffs zu sich zu nehmen, empfiehlt es sich, stets rot gefärbtes Obst und Gemüse zu verzehren. Hier bieten sich neben roten Trauben und Äpfeln auch Rotkohl und rote Beete an.

Der Pflanzenstoff ist jedoch nicht immer durch die Farbe der Lebensmittel erkennbar, da er in verschiedenen Verbindungen vorkommt. Bei diesen handelt es sich um

  • Flavanole
  • Flavanone
  • Flavone
  • Flavonole
  • Isoflavone

All diese verschiedenen Ausprägungen kommen in den unterschiedlichsten Lebensmitteln vor. So kann der Menschen Flavonoide zu sich nehmen, indem folgendes zu sich genommen wird:

Diese Liste ist nicht vollständig, gibt jedoch einen gewissen Überblick, was in unseren Breiten alltäglich und bekannt sein dürfte.

Auch Lebensmittel wie zum Beispiel Ginkgo beinhalten Flavonoide. Eine Unterversorgung braucht bei einer gesunden Ernährung keiner befürchten.

ACHTUNG

Die wertvollen Stoffe konzentrieren sich in der Schale oder im direkt darunter liegenden Gewebe. Ein Großteil kann durch das Schälen verloren gehen.

Vitamin P (Flavonoide) in Rotwein und Tee

Bekannt ist auch ein hoher Gehalt an Vitamin P bzw. Flavonoiden in Rotwein. Diese wirken vor allem protektiv gegenüber Gefäßveränderungen und der Ausbildung einer Arteriosklerose.

Aber auch einige Teesorten enthalten protektive Substanzen, besonders grüner Tee und auch schwarzer Tee. Hier sollte jedoch möglichst auf die Zugabe von Milch verzichtet werden.

Diese kann Studien zufolge die positive Wirkung von Flavonoiden herabsetzen. Die exakten Zusammenhänge sind hier jedoch noch nicht ganz geklärt.

Flavonoide und das französische Paradoxon

Studien ergaben, dass französische Männer ein deutlich geringeres Risiko für arteriosklerotische Veränderungen aufweisen als vergleichsweise amerikanische Männer. Und dies, obwohl sie sich weitaus fettreicher ernähren und zudem rauchen.

Dieses Phänomen wird als französisches Paradoxon bezeichnet und wird durch die Wirkung der Flavonoide im Rotwein begründet, welchen die französischen Probanden regelmäßig zu sich nahmen.

Weitergehende Forschungen ergaben, dass Flavonoide ebenfalls auf das LDL-Cholesterin antioxidativ wirkt. Dadurch kann dieses nicht so schnell an den Gefäßwänden anhaften und zu arteriosklerotischen Veränderungen führen.

Flavonoide – ihre Aufgaben in der Pflanzenwelt

Die Substanzen sind primär in Blüten, der Außenschicht und der Hülle von Pflanzen zu finden. Dort sind sie für unterschiedliche Funktionen zuständig.

Neben der Farbgebung dienen die Stoffe unter anderem für:

  • UV-Schutz
  • Schutz vor Fressfeinden mittels ungenießbarer Bitterstoffe
  • Schutz vor Viren-, Pilz – und Bakterienbefall

Die wertvollen Flavonoide befinden sich zumeist in der Schale oder im direkt darunter liegenden Gewebe von Obst und Gemüse. Durch das Schälen geht demnach ein Großteil der Substanzen verloren.

Häufige Fragen zu Flavonoiden

Quellen:

  • Niestroj, Irmgard: Praxis der Orthomolekularen Medizin: Flavonoide >>
  • Leitzmann, Claus: Bioaktive Substanzen in Lebensmitteln: Flavonoide >>
  • Ernährung in Prävention und Therapie: Polyphenole >>
  • Kremer, Heinrich: Die stille Revolution der Krebs- und Aidsmedizin >>
  • Welsch, Norbert / Liebmann, Claus Chr.: Farben: Natur, Technik, Kunst >>
  • Bühring, Ursel: Praxis-Lehrbuch Pflanzenheilkunde >>