Die Vitaminlüge

Unter dem Titel Die Vitaminlüge veröffentlichte das Magazin ‚Der Spiegel‘ 2012 einen Artikel zum möglichen Zusammenhang zwischen Krebserkrankungen und der Einnahme von Vitamin-Präparaten.

Der pharmazeutischen Industrie wurde die verantwortungslose Vermarktung von gesundheitsschädlichen Vitamin-Produkten vorgeworfen. Es wurde dargestellt, dass mehrere aktuelle wissenschaftliche Studien diese Behauptung belegen könnten und es nie einen Vitaminmangel gegeben habe.

Die Vitaminlüge – Studienlage

Wenn Journalisten wissenschaftliche Studien zu medizinischen Themen verfassen, begnügen sie sich mit der Darstellung von Ergebnissen. Die Darstellung bringt provokant eine bestimmte These auf den Punkt, um die Leser zu interessieren.

Den wissenschaftlichen Studien wird man mit dieser Lesart selten gerecht. Studienergebnisse stehen im Zusammenhang mit ganz bestimmten Untersuchungsschwerpunkten und dem sogenannten Studiendesign, also einer bestimmten Fragestellung. Auswerten lässt sich eine Studie nur unter Beachtung dieser Punkte.

Im Wesentlichen stützt sich der Artikel im Spiegel auf zwei Studien:

  • Die ATBC Studie von 1994
  • und die Caret Studie von 1996

In beiden Studien ging es vor allem um den möglichen Nutzen oder Schaden von teilweise synthetischen Vitaminen für Raucher und andere potentiell lungenvorgeschädigte Personenkreise wie Asbestarbeiter.

Beide Studien zeigten Steigerungen von Lungenkrebs-Raten zwischen 18 % und 28 % bei noch aktiven Rauchern im Vergleich zu Rauchern, die kein Beta-Carotin einnahmen. Es wurde daraus wissenschaftlich gefolgert, dass synthetisches Beta-Carotin bei Rauchern das Lungenkrebsrisiko steigert. Wesentlich mehr Erkenntnisse für einen Zusammenhang zwischen Krebs und Vitaminen geben die Studien nicht her.

Lüge – Vitamine oxidieren

Bekannt ist bereits aus den 1960er Jahren, dass einzelne Vitamine, wenn sie sich ‚verbrauchen‘, selbst antioxidativ schädigend auf Zellen einwirken können. Dies ist bei Beta-Carotin als Vorstufe des Vitamin A und auch bei Vitamin E der Fall, wird aber durch das gleichzeitige Vorhandensein von Vitamin C verhindert.

Raucher haben kaum verfügbares Vitamin C im Blut. Manche Kritiker stellen deshalb die Frage, ob es nicht unethisch war, Rauchern synthetisches Betacarotin zu geben.

Keine allgemeingültigen Aussagen

Aus den vorliegenden Studien die generelle Schädlichkeit von Vitaminpräparaten zu folgern und jegliche möglichen Mangelzustände zu verneinen, ist also nicht haltbar.

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