Der Hype um Hanf-Start-ups und die rechtliche Lage

Ob Nahrungsmittelprodukte wie Hanftee und Hanfmehl, oder Produkte zur medizinischen Anwendung wie CBD-Öl: Das Geschäft mit Hanf boomt. Dieses große Interesse an der Trend-Pflanze ist auch den Gründern von CBD Start-ups nicht entgangen, die auf den schneller werdenden Zug aufspringen. Doch ist das neue Territorium oft noch ein rechtlicher Graubereich.

Hanf Start Ups, rechtliche Gegebenheiten

Die Haltung gegenüber des früher noch als ‚gefährliche Einstiegsdroge‘ bezeichneten Cannabis hat sich in den letzten Jahrzehnten drastisch geändert: immer mehr Länder legalisieren den Konsum zu medizinischen Zwecken oder sogar komplett. Erst zu Beginn des Monats hat die UN-Suchtstoffkommission entschieden, Cannabis nicht weiter zu den gefährlichsten Drogen zu zählen.

Vor allem von jüngeren Generationen wird die liberalere Haltung gegenüber Cannabis vorangetrieben. Laut Umfrage sind mehr als 65 Prozent der 18- bis 29-Jährigen für eine völlige Legalisierung der Droge. Diese Ansichten spiegeln sich auch in den Trends der aufkommenden Start-up-Unternehmen wieder, deren Gründer meist genau in diese Altersgruppe fallen. Besonders Produkte, die den Inhaltsstoff Cannabidiol (CBD) enthalten, werden in immer unterschiedlicheren Formen auf den Markt gebracht: Neben den beliebten CBD-Öle gibt es auch Kapseln, Cremes, Kristalle, sogar Zäpfchen oder CBD-Hundefutter.

Die frei verfügbaren CBD-Produkte sind aber von den für medizinische Zwecke eingesetzten Cannabis-Mitteln zu unterscheiden. Diese beinhalten nämlich höhere Mengen an Tetrahydrocannabinol (THC), das die Nervenzellen betäubt und auf den Konsumenten eine berauschende Wirkung hat. Es gilt als Hauptinhaltsstoff der Droge Cannabis. Nicht-medizinische Produkte dürfen laut Angaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) maximal eine Menge von 0,2 Prozent THC enthalten, damit kein Risiko der Abhängigkeit besteht.

Der Vorteil von CBD-Produkten ist, dass sie viele der positiven Effekte von Cannabis besitzen, ohne gleichzeitig die negativen Effekte der Droge mit sich zu bringen. Die durch verschiedene Studien belegten Wirkungen von CBD auf die Gesundheit sind breit gefächert. Es hilft sowohl bei akuten als auch bei chronischen Schmerzen und lindert gleichzeitig Übelkeit und ähnliche Symptome. CBD kann außerdem gegen Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Angstanfälle und Stress eingenommen werden und bekämpft damit gleichzeitig Symptome von leichten Depressionen. Auch das Immunsystem soll nachweislich durch die Behandlung mit CBD gestärkt werden.

CBD ÖL Pflanzen Code
CBD ÖL

Bild: CBD ist ein Inhaltsstoff der Hanfpflanze, hat aber keinen berauschenden Effekt.
Quelle: cytis via pixabay

Vorsicht ist geboten

Von offizieller Seite wird bei Produkten mit CBD jedoch noch Vorsicht geboten. Die in den letzten Jahren entstandenen Studien sind gerade erst der Anfang, wenn es um die Erforschung der vielen verschiedenen Effekte von CBD geht, eine größere Menge an Daten ist notwendig.

Aufgrund der durch den Jahrzehnte langen Verbot beruhenden Unwissenheit besteht aber nicht nur wissenschaftlicher, sondern auch rechtlicher Aufholbedarf. So müssen Erzeugnisse, die CBD enthalten, laut dem BVL entweder als Arzneimittel oder als „Novel Food“ zugelassen werden. Zweiteres ist für das Amt aber ausgeschlossen. Um das zu umgehen, wird CBD daher meist entweder als Nahrungsergänzungsmittel oder als Aromaprodukt verkauft. Der Nachteil dabei ist, dass die Auflagen und Kontrollen nicht gleich streng sind, in der Folge kann es dazu kommen, dass CBD-Produkte aus fragwürdigen Quellen erhöhte Werte von THC aufweisen können. Wer also CBD ausprobieren möchte, der sollte auf hochwertige Produkte zurückzugreifen.

Aber nicht nur vom BVL hängt es ab, ob ein Produkt für den Handel freigegeben wird, jedes Bundesland, sogar einzelne Städte entscheiden mitunter selbst, was zugelassen wird. So gibt es Allgemeinverfügungen in Köln oder Jena, die den Verkauf von „Lebensmitteln, die Cannabidiol als CBD-Isolate“ enthalten, verbieten.

Diese rechtlichen Grauzonen sind nicht nur für Firmengründer ein Grund der Verwirrung und des häufigen Ärgernisses. Prof. Dr. Simone Graeff-Hönninger, Agrarwissenschaftlerin von der Universität Hohenheim, beschäftigt sich beruflich unter anderem mit dem Anbau von Cannabis. Sie warnt davor, dass Konsumenten oft der Werbung von CBD-Produkten zum Opfer fallen: „Die Konsumenten hören überall, dass es gesund ist, und sind dadurch bereit, dafür mehr zu zahlen. Wie viel CBD letzten Endes in einem Produkt drin ist, um daraus auf eine mögliche Wirkung schließen zu können, bleibt häufig im Unklaren.“

Was ist genau enthalten?

Wer genau wissen möchte, wieviel CBD in seinem Produkt enthalten ist, sollte statt zu Nahrungsmittel, die mit CBD versetzt sind, lieber zu hochwertigem CBD-Öl greifen; der CBD-Anteil ist hier in Prozent angegeben und die Dosierung kann nach belieben tröpfchenweise erfolgen.

Start-ups müssen sich also der Herausforderungen klar sein, die der Umgang mit einem neuen Wirkungsstoff handelstechnisch und gesetzlich einhergehen. Das ist jedoch völlig normal, so Paul Wolter, Sprecher des Bundesverbands für Deutsche Start-ups. „Es gibt bei gewissen Teilaspekten des Handels mit CBD-Produkten immer wieder neue rechtliche und regulative Entwicklungen.“

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