Himalayasalz

Das sogenannte Himalayasalz gilt unter Naturheilkundlern als Universalheilmittel, das sogar Krankheiten bekämpfen oder vorbeugen kann. Wissenschaftlich belegt ist diese heilsame Wirkung allerdings nicht, weshalb in Deutschland auch nicht damit geworben werden darf – klinische Studien dazu sind äußerst rar. Offiziell handelt es sich bei Himalayasalz lediglich um ein leicht rosafarbenes Steinsalz, das – ähnlich wie herkömmliches Speisesalz – aus durchschnittlich 98 Prozent Natriumchlorid (Kochsalz) besteht. Anhänger schwören jedoch auf seine gesundheitsfördernde Wirkung.

Es ist in unterschiedlichen Formen und Größen erhältlich, beispielsweise als feines Salz, als Granulat oder als Halitbrocken. Naturheilkundler nutzen es zu mehreren verschiedenen Zwecken, unter anderem in der Küche als Würzmittel (anstelle von Speisesalz), als Badezusatz oder Körperpeeling, zur Herstellung von Salzsole, zum Inhalieren oder gar als Zahnpasta.

Herkunft und Geschichte von Himalayasalz

Das Salz, das heutzutage als Himalaya Salz verkauft wird, hieß einst Lahoresalz, denn es wird im Salzgebirge in der Nähe von Lahore abgebaut, der historisch bedeutsamen Hauptstadt der pakistanischen Provinz Punjab. Dieser Abbauort ist kein Hochgebirge, sondern lediglich ein Mittelgebirgszug, der südwestlich des Himalayas liegt, etwa 200 Kilometer davon entfernt.

Das Salzgebirge hat seinen Namen dem riesigen Steinsalzvorkommen an seiner Südflanke zu verdanken. Der Legende nach wurde das Salzvorkommen im Jahr 326 vor Christus durch Truppen von Alexander dem Großen entdeckt, die während seines Indienfeldzuges dort vorbeikamen. Angeblich leckten die Pferde der berittenen Soldaten an den Felsen, um ihren Salzbedarf zu decken.

Tatsächlich baut die Bevölkerung in der Region um das Salzgebirge herum schon seit vorchristlicher Zeit das Salz für ihren eigenen Bedarf ab. Ein industrieller und kommerzieller Abbau lässt sich für das 16. Jahrhundert nachweisen, zur Zeit des Mogulreichs (1526 bis 1858). Das nach Deutschland exportierte Himalayasalz wird größtenteils im Salzbergwerk Khewra abgebaut, dem zweitgrößten Salzbergwerk der Welt. Rund 350.000 Tonnen Salz werden dort jährlich gewonnen.

Himalaya Salz in Deutschland

Etwa um die Jahrtausendwende fand das Himalayasalz seinen Einzug in europäische und deutsche Reformhäuser, Bioläden und Naturkosmetikstudios sowie in den Versandhandel. Die vom Handel eingeführte Herkunftsbezeichnung ist dabei eine – auch gerichtlich festgestellte –Verbrauchertäuschung, denn wie bereits erwähnt, wird das Salz nicht im Himalaya abgebaut. Vermutlich soll der irreführende Produktname eine Verbindung zum „Jungbrunnen“ beziehungsweise der „Quelle der Jugend“ schaffen, die in Esoteriker-Kreisen irgendwo hoch oben im Himalaya, dem „Dach der Welt“, vermutet wird.

In Deutschland wurde das Himalayasalz vor allem durch das im Jahr 2001 veröffentlichte Buch „Wasser & Salz, Urquell des Lebens“ bekannt, welches von Barbara Hendel und Peter Ferreira (alias Peter Druf) verfasst wurde. Ferreira, angeblich ein „Biophysiker“, ist ein Geschäftsmann, dessen Firma Lichtkraft zu den Marktführern im Handel mit Himalayasalz gehörte. In dem Buch wurde Natriumchlorid fälschlicherweise als Gift verteufelt und „Kristallsalz“, also Himalayasalz, als Universalheilmittel für jegliche Zivilisationskrankheiten angepriesen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Bestandteile von Himalayasalz

Entstanden ist das Himalaya Salz im Laufe von Jahrtausenden durch die Verdunstung und die Ablagerungen des Urmeers – genauso wie das mitteleuropäische Salz. Es ist also ein gewöhnliches Steinsalz, das natürlich vorkommt und unraffiniert ist. Sein Natriumchloridgehalt beträgt im Durchschnitt etwa 97 bis 99 Prozent. Der Anteil der im Himalayasalz enthaltenen sonstigen Mineralien und Spurenelemente ist mit dem von Meersalz vergleichbar. Das ergab eine Untersuchung des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, die im Jahr 2002 durchgeführt wurde.

In ihrem Buch behaupten Barbara Hendel und Peter Ferreira, Himalayasalz enthalte im Gegensatz zum herkömmlichen Speisesalz stolze 84 Mineralstoffe. Doch die Wissenschaftler des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit fanden in ihren 15 Proben neben Natrium und Chlorid lediglich acht weitere Mineralstoffe – und zwar nur in geringsten Mengen. Zusätzlich enthält Himalayasalz etwas mehr Eisenverbindungen, die für die zartrosa Färbung der Salzkörner verantwortlich sind. Das sind die einzigen nennenswerten Unterschiede zwischen den beiden Salzarten.

Darüber hinaus hat der Verband der Ernährungswissenschaftler Österreichs im Jahr 2007 festgestellt, dass zwei Teelöffel Himalayasalz etwa 45 Milligramm Calcium (4,5 Prozent des Tagesbedarfs), fünf Milligramm Magnesium (1,67 Prozent des Tagesbedarfs) und 0,7 Milligramm Eisen (7 Prozent des Tagesbedarfs) enthalten. Um seinen Tagesbedarf an Eisen zu decken, müsste ein Mensch demzufolge etwa 15 Teelöffel Himalayasalz essen. Als Nahrungsergänzungsmittel eignet es sich daher absolut nicht.

Salzgehalt im menschlichen Körper

Hormone regulieren den Salzgehalt im menschlichen Körper. Auf eine übermäßige Salzzufuhr reagiert der Körper, indem er Salz durch die Nieren ausscheidet. Damit ist jedoch auch ein Wasserverlust verbunden. Wer zu lange zu viel Salz zu sich nimmt, belastet damit zwangsläufig seine Nieren. Deshalb ist davon abzuraten, die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlenen maximal sechs Gramm Salz am Tag langfristig zu überschreiten.

Hinzu kommt, dass eine übermäßige Salzzufuhr auch einen negativen Einfluss auf den Blutdruck hat. Je größer der Salzgehalt im menschlichen Körper, desto mehr Flüssigkeit benötigt er, um diesen auszugleichen. Achtet man bei einer hohen Salzzufuhr nicht auf eine entsprechend hohe Flüssigkeitszufuhr, kann der Wassermangel die Gefäße verengen – und das führt zu einem erhöhten Blutdruck. Es ist medizinisch erwiesen, dass Menschen mit hohem Blutdruck ihre Werte durch salzarme Kost wieder senken können.

Angebliche Gesundheitsvorteile von Himalayasalz

Natriumchlorid ist für den Menschen essentiell, aber speziell dem Himalayasalz werden von seinen Anhängern noch weitere gesundheitliche Vorteile attestiert. So wird in Büchern, Ratgebern, Broschüren und Internetseiten damit geworben, Himalayasalz sei ein Universalheilmittel gegen Zivilisationskrankheiten, beispielsweise Bluthochdruck – dabei erhöht eine zu hohe Salzzufuhr nachweislich den Blutdruck. Das Trinken von Salzsole aus Himalayasalz, also in Wasser aufgelöstes Salz, kann den Blutdruck nicht senken; im Gegenteil, es kann den Stoffwechsel und den Wasserhaushalt beeinträchtigen und die Nieren schädigen.

Himalayasalz wird außerdem eine entschlackende Wirkung nachgesagt und es wird behauptet, es hätte einen positiven Einfluss auf die Regulierung des Säure-Basen-Haushalts im menschlichen Körper. Letzteres wird ebenfalls als Grund genannt, weswegen man Salzsole trinken sollte. Doch den Säure-Basen-Haushalt kann der Organismus selber regulieren, dafür braucht er keine externe Unterstützung.

Und dass Himalayasalz nicht, wie gerne angegebenen, dazu beiträgt, den Tagesbedarf an Mineralstoffen zu decken, wurde in einem vorherigen Abschnitt bereits erläutert.

Diese und weitere angebliche Gesundheitsvorteile von Himalayasalz sind als Werbeversprechen zu betrachten, die wissenschaftlich keinesfalls belegt sind.

Sole aus Himalayasalz

Löst man Salz in Wasser auf, erhält man eine Flüssigkeit, die als Salzsole bezeichnet wird. Sie kommt seit vielen Jahrhunderten als Heilmittel zum Einsatz, meist bei äußerlichen Beschwerden. Man kann darin baden oder damit Umschläge herstellen. Salzsole kann zudem getrunken oder inhaliert werden, auch wenn ersteres, wie bereits erwähnt, nicht unbedingt ratsam ist. Darüber hinaus kann man damit gurgeln und den Mund ausspülen, was angeblich Bakterien bekämpft, Hals- und Rachenentzündungen vorbeugt und die Mundflora verbessert.

Salzsole aus Himalayasalz kann man zuhause selbst herstellen, indem man Solesteine in Wasser legt oder so viel Salz in Wasser gibt, bis es sich nicht mehr vollständig auflöst. Befürworter meinen, man solle einen Teelöffel Sole aus Himalayasalz in ein Glas Quellwasser einrühren und dies dann morgens auf leeren Magen trinken. Dies soll entgiftend, entschlackend und darmreinigend wirken. Auf einem wissenschaftlichen Fundament steht das jedoch nicht. Sicher ist lediglich, dass diese Vorgehensweise abführend wirkt.

Unbestritten ist, dass sich Himalayasalz als Badezusatz eignet. Es reinigt nicht nur die Haut, sondern soll auch ihren pH-Wert regulieren und entzündungshemmend wirken. Darin unterscheidet es sich jedoch nicht von herkömmlichen Badesalzen. Als Badezusatz kann es überdies eine beruhigende, entspannende und schmerzlindernde Wirkung haben, was aber auch mit dem heißen Badewasser zu tun hat. Da es die Haut nicht austrocknet, können auch Menschen mit Hauterkrankungen Himalayasalz als Badezusatz verwenden. Empfehlenswert ist, eine Badewanne mit warmem bis heißem Wasser zu füllen und etwa ein Kilogramm Himalayasalz dazuzugeben. Weitere Badezusätze sollten dann aber nicht verwendet werden.

Himalayasalz in der Küche

Aktuell gibt es keine wissenschaftlichen Belege für eine gesundheitsfördernde oder medizinische Wirkung von Himalayasalz. Andererseits gibt es auch keine Hinweise darauf, dass es prinzipiell gesundheitsschädlich wäre. Da Himalayasalz dieselben Eigenschaften besitzt wie herkömmliches Speisesalz, kann man es zur Zubereitung und zum Würzen von Speisen verwenden. Allerdings ist es, je nach Produkt und Hersteller, fünf- bis fünfzehn Mal so teuer wie herkömmliches Speisesalz.

Natriumchlorid kann für den Menschen erst ab einer exorbitant hohen täglichen Verzehrmenge tödlich sein, die bei mindestens 0,5 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht liegt. Eine 60 Kilogramm schwere Frau müsste also mindestens 30 Gramm Natriumchlorid pro Tag zu sich nehmen, um erhebliche gesundheitliche Schäden davonzutragen.

Nichtsdestotrotz gilt für jegliches Speisesalz, dass man es beim Kochen sparsam einsetzen sollte – pro Person maximal sechs Gramm pro Tag, nach der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Denn eine zu hohe Salzzufuhr kann, wie bereits erwähnt, das Risiko für bestimmte Krankheiten erhöhen, vor allem im Herz (Bluthochdruck, Gefäßschädigungen) und den Nieren.

Kurz zusammengefasst

  • Das sogenannte Himalayasalz besteht zu etwa 98 Prozent aus Natriumchlorid, also Kochsalz.
  • Die Herkunftsbezeichnung „Himalaya“ ist irreführend, da das Himalayasalz mehrere hundert Kilometer vom Himalaya entfernt in Pakistan abgebaut wird.
  • Dem Himalayasalz wird fälschlicherweise eine medizinische Wirkung zugeschrieben, die über die essentielle Funktion von Natriumchlorid hinausgeht.
  • Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass Himalayasalz gegen Zivilisationskrankheiten hilft.
  • Himalayasalz eignet sich nicht als Nahrungsergänzungsmittel, um den Tagesbedarf an bestimmten Mineralstoffen zu decken.
  • Himalayasalz kann als Badezusatz sowie zur Herstellung von Salzsole genutzt werden.
  • Himalayasalz ist erheblich teurer als das herkömmliche Speisesalz, obwohl es ihm gegenüber keinerlei zusätzlichen gesundheitsfördernden Nutzen aufweist.
  • Himalayasalz kann zum Zubereiten und Würzen von Speisen verwendet werden.
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