Aloe Vera

Viele Menschen haben schon einmal von der Aloe Vera, auch Wüstenlilie genannt, gehört oder gelesen. Ob als Zusatz in Cremes oder Duschbad, in der Medizin oder sogar als Zimmerpflanze taucht sie immer wieder auf. Besonders beliebt ist sie in der Kosmetikindustrie, da sie die Haut verjüngen, viel Feuchtigkeit spenden und auch Entzündungen schnell lindern soll.

Inzwischen werden der Aloe Vera auch allerhand gesundheitliche Vorteile nachgesagt. So sollen Aloe-Vera-Drinks oder Kapseln das Immunsystem stärken, Krebszellen abwehren, den Körper entgiften oder sogar bei Migräne und Depressionen helfen. Belegt sind diese Wirkungen bislang meist nur durch persönliche Erfahrungsberichte, nicht jedoch durch wissenschaftliche Studien!

Herkunft und Ernte

Die Aloe Pflanze (griechisch und lateinisch für „berühmt für ihre Bitterkeit“) zählt zur Familie der Liliengewächse und kommt in trockenen bis halb trockenen Wüstengegenden vor, wie sie in Afrika, Amerika oder Australien zu finden sind. In der Fachsprache wird die Aloevera als „Echte Aloe“ bezeichnet. Ihre fleischigen und immergrünen Blätter wachsen an einem kleinen Spross in einer Blattrosette, werden bis zu 50 Zentimeter lang, 10 Zentimeter breit und sind am Rand gezähnt. Die Pflanze selbst kann bis zu 90 Zentimeter groß werden.

Bis zu 300 Arten der Echte Aloe gibt es, jedoch besitzen nur wenige von ihnen die angeblich wirksamen Inhaltsstoffe. Am meisten verwendet und verbreitet ist Aloe Vera Barbadensis Miller. Die dickfleischigen Blätter der Aloe Vera enthalten viel Wasser und bisher 200 nachgewiesene Inhaltsstoffe. Sie werden nach der Ernte als Ganzes verarbeitet oder geschält und nur das Innere verwendet. Hier befindet sich das kostbare Blattmark beziehungsweise Gel. Wichtig bei der Verarbeitung ist, dass die Bitterstoffe (Anthrachinone) herausgefiltert werden, da diese abführend wirken und im Zusammenspiel mit Hydroxyanthrachinonen gesundheitsschädlich sind. Bei dieser Verarbeitung gehen jedoch auch gewünschte Inhaltsstoffe verloren. Der Saft ist nach der Herstellung sehr empfindlich gegenüber Sauerstoff, weshalb er danach meist mit Konservierungsmittel, wie zum Beispiel Vitamin C, versetzt wird.

Inhaltsstoffe und Nährwerte von Aloe Vera

Nährwerte der Aloe Vera pro 100 ml
Energie: 15 kJ / 4 kcal
Kohlenhydrate:
davon Zucker:
0,3 g
0,2 g
Eiweiß: 0,1 g
Enthält geringe Mengen von Fett, gesättigten Fettsäuren und Salz.  

Mit gerade einmal vier Kalorien pro 100 Milliliter Saft sind die Nährwerte der Aloe kaum erwähnenswert. Jedoch wurden schon über 200 Inhaltsstoffe der Aloe Vera erforscht. Diese sind eigentlich eher in geringen Mengen im Gel enthalten, da dieses zu 99 Prozent aus Wasser besteht, jedoch soll ihr Zusammenspiel für ihre Wirksamkeit sorgen. Dazu zählen Mono- und Polysaccharide, Enzyme, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, Aminosäuren und sekundäre Pflanzenstoffe.

Bei Mono- und Polysacchariden handelt es sich um Schleimstoffe aus Kohlenhydraten, die die Gallensäure sowie Cholesterin binden. Aloe Vera verfügt über sieben der acht essentiellen Aminosäuren.

Außerdem enthält sie viele Mineralstoffe:

  • Calcium ist wichtig für den Zahn- und Knochenaufbau.
  • Magnesium unterstützt die Muskeln und die geistige Gesundheit.
  • Eisen ist für den lebenswichtigen Sauerstofftransport im Blut verantwortlich.
  • Zink unterstützt nicht nur das Immunsystem, sondern auch die Wundheilung und aktiviert wichtige Enzyme.
  • Mangan entgiftet den Stoffwechsel.
  • Selen schützt den Körper vor Stress und unterstützt das Immunsystem.

Auch die Vitamin-Dichte ist zu beachten:

  • Vitamin A stärkt die Sehnerven und die Bildung roter Blutkörperchen.
  • Vitamine C ist bekannt für seine Wirkung bei der Immunabwehr und beugt Entzündungen vor.
  • Vitamin E zählt zu den Antioxidantien und unterstützt den Zellaufbau unserer Haut und die Wundheilung.
  • Vitamine B1, Riboflavin, Vitamin B6 & Vitamin B12 unterstützen das Nervensystem und die Energiebereitstellung.

Ein Blick auf die sekundären Pflanzenstoffe lohnt sich ebenso:

  • Die sogenannten Anthrachinone sind Bitterstoffe, die im Blattrand sitzen und abführend wirken. Salicylsäure wirkt entzündungshemmend und schmerzstillend.
  • Saponine gelten ebenfalls als entzündungshemmend und antiseptisch.
  • Enzyme sind verdauungsfördernd und helfen bei der Aufnahme von Fetten, Zucker oder Proteinen.
  • Sterole senken den Gehalt von Cholesterin im Blut.

Der interessanteste Inhaltsstoff ist jedoch Glykosaminoglykane (Acemannan). Dieser gilt als Indikator für die Qualität und der nachgesagten Wirkung der Aloe Vera. Er wird im Erwachsenenalter nicht mehr gebildet, unterstützt das Immunsystem und erhöht die Aufnahme von Vitalstoffen im Magen-Darm-Trakt. In höherer Konzentration dieser vorhanden ist, desto mehr Wirkstoffe sind in der Pflanze enthalten.

Medizinische Wirkung von Aloevera

Die in der Blattrinde enthaltenen Bitterstoffe (Anthrachinone), wie Aloin und Aloe Emodin, wirken stark abführend und werden kurzzeitig bei Verstopfung eingesetzt. Dafür wird der Saft der Blattrinde, der Aloe Latex, gekocht oder getrocknet. Momentan wird jedoch noch geforscht, ob diese Stoffe gesundheitsschädlich beziehungsweise krebserregend sind, weshalb eine Einnahme unbedingt mit einem Arzt oder Apotheker zu besprechen ist. Aus diesem Grund rät das Bundesamt für Risikobewertung auch dringend von der Einnahme von Präparaten aus ganzen ungeschälten Aloe-Vera-Blättern oder der Sorte Aloe Arborescens ab, die neuerdings auf dem Markt als Nahrungsergänzungsmittel angeboten werden.

Der Aloe Vera wird zudem eine feuchtigkeitsspendende, antibiotische, kühlende und entzündungshemmende Eigenschaft nachgesagt, weshalb sie gern bei Schürfwunden, Sonnenbrand, Insektenstichen oder leichten Brandwunden auf der Haut verwendet wird. Bei einer wissenschaftlichen Prüfung konnte jedoch keine größere Wirkung als beispielsweise bei einer Kochsalzlösung entdeckt werden.

Aloe-Vera in Deutschland / Darreichungsform

Aloe-Vera-Produkte stammen in Deutschland in der Regel aus Australien, den USA oder Spanien. Meist wird sie als Saft gepresst, zu Aloe-Vera-Drinks beigemischt oder als Gel zum Trinken angeboten. Als Kapseln mit dem getrockneten Blattmark kann sie auch innerlich angewendet werden. Jedoch sind insbesondere Säfte und Produkte aus anderen Ländern industriell verarbeitet und mit Zusatzstoffen angereichert worden. Zudem werden sie für einen möglichst großen Gewinn in Monokulturen angebaut, mit Insektiziden behandelt und viel gedüngt, was nicht nur zu einer geringeren Konzentration der Inhaltsstoffe führt, da sich dadurch mehr Wasser anreichert, sondern auch ökologisch fragwürdig ist. Umweltschonender und wirkstoffreicher ist der biologische Anbau, der jedoch selten und natürlich auch teurer im Preis ist. Außerdem werden dabei meist auch Konservierungsmittel beigefügt und die Aloe Vera weit transportiert. Da Aloe Vera in größeren Mengen abführend sein soll und sogar allergische Reaktionen auslöst, ist sie für Schwangere und Risikogruppen nicht empfehlenswert.

Zur äußerlichen Anwendung wird das Gel Cremes, Duschbad, Deos oder Shampoos beigemischt. Insbesondere bei After-Sun-Lotionen soll Aloe die Haut bei einem Sonnenbrand beruhigen. Besonders beliebt ist die Aloe Vera als Zimmerpflanze auf der Fensterbank, da sie nur wenig Zuwendung benötigt. Auch hier ist meist die Aloe Vera Barbadensis zu finden, jedoch auch Aloevera Miloti, die allerdings über weniger Inhaltsstoffe verfügt.

Aloe Vera in der Kosmetik

Besucht man einen Drogeriemarkt, findet sich bei sehr vielen Pflegeprodukten rund um Haut und Haar sowohl bei Damen als auch Herren der Zusatz „mit Aloe Vera“ auf dem Etikett. Wer jedoch wirklich auf eine Wirkung hofft, sollte darauf achten, dass Aloe Vera einer der Hauptbestandteile ist. Denn: Schon bei geringsten Mengen darf der Hersteller damit werben. In der Hautpflege gelten Cremes, Salben oder Sprays mit Aloe Vera als feuchtigkeitsspendend und faltenreduzierend und fördern die Regeneration der Haut. Entzündungshemmend und kühlend sollen sie Pickel, Sonnenbrand, allergische Rötungen, Neurodermitis, die zu Entzündungen neigende Haut nach der Rasur und Schuppenflechte mildern. Auch in der Haarpflege ist Aloe-Vera nicht mehr wegzudenken. Bei sprödem, brüchigem Haar soll sie die Haarstruktur glätten, somit das Haar kämmbarer machen und es mit Feuchtigkeit versorgen. So wird es weniger anfällig für Spliss. Auch die Kopfhaut soll Aloe Vera mit Feuchtigkeit pflegen und Schuppen oder Jucken reduzieren.

Gesundheitsvorteile von Aloe Vera

Als Saft, Kapsel oder über das Gel eingenommen, wird die Aloevera Pflanze fast schon als Wunderpflanze mit außerordentlichen Eigenschaften angepriesen. So soll sie die Immunabwehr stärken, den Körper entgiften und die Darmflora regenerieren, wodurch sie als Nahrungsergänzungsmittel schon begleitend in der Krebs- oder Aids-Therapie zum Einsatz kommt. Zudem soll sie einen positiven Effekt bei Pilzerkrankungen, Allergiebeschwerden, Asthma und sogar Diabetes haben. Da diese Wirkungen so gut wie nicht wissenschaftlich belegt sind, dürfen Präparate mit Aloe Vera nur als Nahrungsergänzungsmittel beworben werden. Als besonderer Inhaltsstoff gelten Mucopolysaccharide, im speziellen das langkettige Zuckermolekül Acemannan. Dieses wird bis zu einem gewissen Alter vom Körper selbst produziert. Über die Aloe Vera eingenommen, soll es sich in den Zellwänden anreichern und so gegen Infekte, Pilze oder sogar Tumore wirken.

Besonders die Einnahme von frischem Saft soll eine hohe Wirkung erzielen. Diskutiert werden Aloe-Vera-Drinks. Meist mit Honig oder Säften gemischt, gelten sie als Erfrischungsgetränke mit angepriesener Wirkung. Häufig enthalten diese jedoch den künstlich hergestellten Konservierungsstoff Natrium-Benzoat oder Kaliumsorbat, die bei vielen Menschen (Pseudo-)Allergien auslösen und sie enthalten häufig viel Zucker, der den bitteren Eigengeschmack der Aloe Vera überdecken soll. Um sicher zu sein, dass das Produkt Qualitätskriterien für ein sicheres Lebensmittel erfüllt, sollte man beim Kauf auf das Siegel des International Aloe Science Council oder des Instituts Fresenius achten.

Kurz zusammengefasst

  • Die bekannteste und am meisten genutzte Aloe-Vera ist die Aloe Vera Barbadensis. Diese wird bis zu 90 Zentimeter hoch.
  • Ursprünglich stammt die Aloe Vera aus trockenen bis halb trockenen Wüstengegenden und kommt heute häufig aus den USA, Australien oder Spanien.
  • Als Zimmerpflanze benötigt die Aloe Vera nur wenig Wasser, aber viel Sonne und Wärme.
  • Sie zählt zu den Nahrungsergänzungsmitteln, da ihre Wirkungen, sowohl innerlich als auch äußerlich, noch nicht ausreichend belegt werden konnten.
  • In der Kosmetik wird sie für die Haut- und Haarpflege verwendet. Hier schätzt man die ihr nachgesagte feuchtigkeitsspendende Wirkung.
  • Bei der inneren Anwendung erhofft man sich eine Wirkung in der Immunabwehr, bei der Regeneration der Darmflora und positive Effekte bei Asthma, Diabetes und Allergien.
  • Darreichungsform oral: Saft, Gel, Erfrischungsgetränk oder als Kapseln.
  • Darreichungsform Haut/Haar: Gel, Cremes, Duschbad, Masken, Shampoo, etc.
  • Medizinische Anwendung: Bei einer Verstopfung kommen Bitterstoffe wie Aloin aus der Blattrinde zum Einsatz, die bei Überdosierung gefährliche Auswirkungen haben können. Eine äußere Anwendung wird bei Sonnenbrand oder leichten Verbrennungen empfohlen.
  • Sowohl bei innerer als auch bei äußerer Anwendung sollte auf hochwertige Produkte zurückgegriffen werden, die keine Blattrinde enthalten und die nicht mit Insektiziden behandelt wurden.
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